Der Kaiserzug der k.u.k Monarchie
Der erste österreichische Hofsalonwagen, bereits kurz nach der Eröffnung des Eisenbahnbetriebs im Jahr 1837 gebaut, war ein vierachsiger Wagen nach amerikanischem Vorbild mit Plattformen und zwei vierachsigen Drehgestellen. Ähnliche Wagen wurden an die Kaiserin-Elisabeth Bahn, die Südbahn, sowie an die Carl-Ludwig Bahn und die Kaiser-Ferdinand Nordbahn zwischen 1857 und 1864 geliefert.
Den ersten zusammenhängenden Hofzug, bestehend aus drei Wagen lieferte Ringhoffer 1870. Die Südbahn und die Nordbahn besaßen noch einige Hofjagdwagen, die extragroße Aussichtsplattformen besaßen. Allen gemeinsam war, dass sie aufgrund ihrer repräsentativen Aufgaben stark verziert waren. Später legte man dann mehr Wert auf Komfort und Bequemlichkeit für die Reisenden. Ein Beispiel ist die für Kaiserin Elisabeth 1872 gebaute Garnitur, die aus zwei Wagen bestand, von denen der Schlafwagen im Technischen Museum Wien ausgestellt ist. Für die Reisen des Kaisers stellte man einen Zug aus verschiedenen bei den Bahngesellschaften vorhandenen Salonwagen zusammen und ergänzte ihn mit Gepäck-, Speise und Küchenwagen.
Schließlich beschlossen die österreichischen Bahngesellschaften 1891einen neuen, repräsentativen Zug auf dem neuesten Stand der damaligen Technik bei Ringhoffer in Prag bauen zu lassen. Die acht Wagen hatten dunkelgrüne Farbgebung, fünf waren vierachsig, drei dreiachsig. Nach der Lokomotive lief zuerst der Maschinenwagen, in dem sich ein Dampfkessel mit Dampfmaschine und elektrischem Dynamo für den Strom, ein Gepäck-, ein Dienst- und ein Kondukteurabteil befanden. Eine Besonderheit war die Telefonleitung zur Lokomotive, um Wünsche des Kaisers bezüglich der Fahrgeschwindigkeit weitergeben zu können.
Als zweiter Wagen folgte der Wagen für den Hofdienst, d.h. für den Direktor der Hof- und Eisenbahnreisen, das Kammerpersonal, den Leibkutscher, Leibkammerdiener und den Leibjäger.
An dritter Stelle eingereiht war der reich mit Plüschvorhängen, Holzintarsien und Teppichen ausgestattete Hofwagen des Kaisers, der aus mehreren Abteilen bestand.
Alle drei Wagen hatten einen Seitengang.
Wagen vier war der Suitenwagen für das Gefolge des Kaisers, zu dem u.a. der Leibarzt, die Offiziere und Beamten der Militär und Kabinettskanzlei gehörten.
Der Speisewagen war ähnlich wie der Hofwagen reich ausgestattet und bestand aus einem Büffetraum und den Rauchsalon. Die Decken waren mit Gemälden geschmückt, die Wände bestanden aus goldbronzierten Lederfüllungen die in Holz gerahmt waren.
Am Schluss des Zuges liefen der Küchenwagen sowie der zweite Kammerwagen und ein weiterer Bediensteten- und Gepäckwagen.
Für die ungarische Reichshälfte wurde bei Ganz/Budapest ebenfalls ein Hofzug in Auftrag gegeben, der ebenfalls mit vielen technischen Finessen und hohem Komfort ausgestattet war.
Heute ist nicht mehr rekonstruierbar, welche Lokomotiven für die Beförderung des Hofzugs eingesetzt wurden. Gesichert ist nur, dass im Jahr 1908 die Reihe 306 durch die Generaldirektion der k.u.k. Staatsbahnen hierfür bestimmt wurde.
Nach dem Ende der Monarchie bestand kein Bedarf mehr für den Zug. Drei wurden von den Bundespräsidenten der 1. Republik genutzt, zwei weitere baute man in Personen-, bzw. Bahndienstwagen um, die restlichen wurden verschrottet. Den zweiten Weltkrieg überstand nur der Hofsalonwagen, die anderen wurden durch die Kampfhandlungen zerstört.
Viele Bilder und Informationen finden sich im Buch „Die k.u.k. Hofzüge und ihre Geschichte“ von Dieter Winkler, ISBN 3-85164-055-1, erschienen 1997 beim Album Verlag für Photographie H. Seemann und Chr. Lunzer OEG, Seilergasse 19, 1010 Wien
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